Therapie von Beschwerden in den Wechseljahren

In den Wechseljahren stellen die Eierstöcke schrittweise ihre Hormonproduktion ein und die Fruchtbarkeit kommt allmählich zum Erliegen. Die Wechseljahre umfassen einen Zeitraum von etwa 10 Jahren, den man in drei Phasen gliedert:

  • Prämenopause
  • Perimenopause
  • Postmenopause

Prämenopause

Nach dem 40. Lebensjahr beginnen die Eierstöcke die Produktion von Östrogenen und Gestagenen (Gelbkörperhormon) zu drosseln. Der hormonelle Regelkreis zwischen Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und Eierstocken gerät aus dem Gleichgewicht und es wird nicht mehr regelmäßig jeden Monat eine reife Eizelle produziert. Erste Anzeichen der Wechseljahre sind deshalb unregelmäßige Monatszyklen das können allerdings nur Frauen feststellen, die nicht die, "Pille" einnehmen, weil die Pille den Monatszyklus reguliert. Diese Frühphase der Wechseljahre bezeichnet man als Prämenopause.

 Perimenopause

ln der Perimenopause, der stürmischsten Phase der Wechseljahre, wird die Produktion von Östrogenen massiv reduziert und die Produktion des Gestagens ganz eingestellt. Meist um das 50 Lebensjahr herum findet die letzte Regelblutung, die man als Menopause bezeichnet, statt. lst ein Jahr lang keine Regelblutung mehr aufgetreten, kann man davon ausgehen, dass die Eierstöcke ihre Funktion eingestellt haben. Der Rückgang der weiblichen Hormone, der Östrogene kann zu Mangelerscheinungen führen. Diese äußern sich beispielsweise in Hitzewallungen, Herzrasen oder Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder einer allgemein verminderten Leistungsfähigkeit. Der Östrogenmangel führt außerdem zu Veränderungen im Kalziumhaushalt und beeinflusst langfristig die Festigkeit der Knochen negativ - es kann zur Osteoporose kommen.

Postmenopause

Als Postmenopause bezeichnet man die Zeit ein Jahr nach der Menopause bis zum 65. Lebensjahr, in der der weibliche Körper praktisch keine Östrogene mehr herstellt. Wie all die Jahre zuvor produziert der weibliche Körper dagegen weiterhin geringe Mengen männliche Hormone. Es kommt deshalb zu einem relativen Übergewicht der männlichen Hormone (Androgene).

 

Weibliche und männliche Hormone im Ungleichgewicht

Dieses Übergewicht an Androgenen kann manchmal zu einer gewissen ,,Vermännlichung" führen, die sich im Bereich von Haut und Haaren (zum Beispiel Damenbärtchen oder Haarausfall) sowie einer veränderten Verteilung des Fettgewebes im Körper bemerkbar machen. Statt der typisch weiblichen Verteilung an Hüfte und Gesäß (,,Birnentyp") beobachtet man verstärkt Fettpolster im Bauchbereich (,, Apfeltyp "). Das kann problematisch sein, da diese männliche Fettverteilung mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Quelle:Starke Frauen Ein Ratgeber für den leichten Umgang mit den Wechseljahren –Jenapharm 2007

 

Menopause Rating Scale (MRS)-Menopause – Bewertungsskala:

Grossen Wert sollte auf eine ausgiebige Anamnese gelegt werden, denn die Lebensgeschichte prägt eine Frau und kann ihre aktuelle Befindlichkeit teilweise erklären. Zur Erfassung der typischen perimenopausalen Beschwerden existieren verschiedene Fragebogen. Erfahrungsgemäss eignet sich am ehesten die Menopause Rating Scale (MRS). Der MRS-II-Fragebogen, eine weitere Entwicklung des MRS I, hat sich im breiten Rahmen international bewährt. Der Beschwerdegrad wird relativ einfach durch Aufsummierung der Punktwerte für die Intensitätsstufen der Einzelbeschwerden vorgenommen werden. Die Menopause-Bewertungsskala gilt als professionelle Hilfe in der Einstellung zur Hormonersatztherapie.

 

PDF Link: Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause (HT)

 

Klimakterische Beschwerden und deren Behandlung

Im Klimakterium leiden Frauen häufig unter vasomotorischen Beschwerden (Hitzewallungen) und vaginaler Trockenheit. Weitere Beschwerden, wie Schlafstörungen, unterschiedliche körperliche Beschwerden, Schmerzen, Harnwegsbeschwerden, sexuelle Probleme und Stimmungsänderungen, haben weniger konsistente Beziehungen zur menopausalen Transition. Hitzewallungen und vaginale Atrophie können am effektivsten durch Östrogene behandelt werden. Ihre Häufigkeit wird durch eine HT (Hormontherapie) deutlich vermindert oder diese Beschwerden sistieren vollständig. Auch andere mit dem Klimakterium in Zusammenhang gebrachte Beschwerden können möglicherweise mit einer HAT gelindert werden. Bei indizierter HT ist eine Verbesserung der Befindlichkeit möglich. Bei Frauen, die mit unterschiedlichen Östrogenen bzw. Östrogen-Gestagen- Kombinationen behandelt worden sind, werden sowohl positive und negative Effekte als auch das Fehlen von Effekten auf die Lebensqualität von Frauen gefunden.

 

Vulvovaginale Atrophie

Eine systemische HT bzw. eine lokale Östrogentherapie (ET) verhindern die vaginale Atrophie bzw. führen zu ihrer Rückbildung. Eine niedrig dosierte lokale ET ist gleich effektiv wie eine systemische.

 

Harninkontinenz

Zur Therapie der Harninkontinenz stehen andere Medikamente und sonstige Therapieverfahren mit nachgewiesener Wirkung zur Verfügung, die eingesetzt werden sollten

 

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Eine vaginale Östrogenbehandlung ist wirksam. Eine vaginale Östrogenbehandlung kann bei rezidivierenden Harnwegsinfekten empfohlen werden

 

Bewegungsapparat und Knochenstoffwechsel

In einer großen Anzahl von Studien konnte eine Reduktion der Frakturinzidenz durch eine HT gezeigt werden. Eine HT bewirkte sowohl die Senkung der klinischen Frakturrate als auch von so genannten osteoporoseassoziierten Frakturen.

Durch eine HT kann eine wirksame Primärprävention der Osteoporose und osteoporosebedingter Frakturen geleistet werden.

 

Koronare Herzkrankheit

Eine HT ist nicht zur Primär- oder Sekundärprävention der koronaren Herzkrankheit indiziert. Zur Primär- und Sekundärprävention stehen andere Strategien zur Verfügung, deren Wirksamkeit bewiesen ist.

 

Zerebraler Insult

Eine HT erhöht das Risiko für einen zerebralen ischämischen Insult. Dieses Risiko sollte in einer Nutzen-Risiko-Abwägung immer beachtet werden, insbesondere bei älteren Frauen.

 

Venöse Thromboembolien

Eine HT erhöht das Risiko für venöse Thrombosen und Lungenembolien, besonders im ersten Jahr und bei Vorliegen von Risikofaktoren wie z. B. angeborene Gerinnungsstörungen. Eine Metaanalyse von Beobachtungsstudien zeigt, dass das Risiko unter transdermaler HT geringer ist.

 

Alterungsprozesse der Haut

Die Datenlage ist insuffizient, um belastbare Aussagen zur Wirkung einer HT auf Alterungsprozesse der Haut zu machen. Kleinere Vergleichsstudien haben z. T. positive Wirkungen von Östrogenen auf Parameter der Hautalterung gezeigt.

 

Androgenisierungserscheinungen der Haut

Für den Einsatz einer HT mit antiandrogenen Gestagenen (Cyproteronacetat [CPA], Chlormadinonacetat [CMA], Dienogest [DNG], Drospirenon [DRSP]) im Klimakterium und in der Postmenopause gibt es nur wenige verwertbare Studien. Wenn allerdings eine Östrogen-Gestagen-Therapie infrage kommt, sollten bei Frauen mit kutanen Androgenisierungserscheinungen eher Präparate mit antiandrogener Gestagenkomponente eingesetzt werden anstelle von Präparaten, deren Gestagen zur Gruppe der 17-Nortestosteronderivate gehören.

 

Erkrankungen der Gallenblase und -gänge

Eine HT erhöht das Risiko für Gallenwegserkrankungen. Dies ist im Wesentlichen auf die Östrogenkomponente zurückzuführen. Das Risiko ist unter transdermaler Therapie wahrscheinlich weniger stark erhöht.

 

Kognition

Eine HT hat keine positive Wirkung auf die Kognition bei älteren postmenopausalen Frauen.

 

Demenz

Eine HT zeigt keinen Nutzen in Bezug auf Demenzsymptome bei Frauen mit Alzheimer-Erkrankung.

 

Mammakarzinom

Eine EPT erhöht das Brustkrebsrisiko. Eine ET erhöht das Brustkrebsrisiko weniger als eine EPT. Die Erhöhung des Brustkrebsrisikos muss in die Nutzen-Risiko-Bewertung der HT eingehen.

 

Endometriumkarzinom

Eine ET führt zu einem erhöhten Endometriumkarzinomrisiko. Dieser Effekt ist zeit- und dosisabhängig. Eine kombinierte EPT mit einem Gestagen in adäquater Dosierung für mindestens zehn Tage pro Behandlungsmonat erhöht das Endometriumkarzinomrisiko nicht. Eine niedrig dosierte vaginale ET, wie sie zur Vermeidung der Vaginalatrophie eingesetzt wird, erhöht das Endometriumkarzinomrisiko wahrscheinlich nicht. Eine ET soll nur bei hysterektomierten Frauen durchgeführt werden. Eine kombinierte EPT bei nicht hysterektomierten Frauen soll eine mindestens 10-, besser 12-tägige Gestagenanwendung pro Behandlungsmonat enthalten.

 

Ovarialkarzinom

Die Erhöhung des Ovarialkarzinomrisikos muss in die Nutzen-Risiko-Bewertung einer HT eingehen.

 

Kolorektale Karzinome

Das Risiko für Kolon- und Rektumkarzinome ist Beobachtungsstudien zufolge bei Frauen, die jemals eine ET oder eine EPT angewendet haben, erniedrigt. Bei laufender Anwendung einer HT war diese Wirkung stärker. In der WHI als randomisierter Placebo-kontrollierter Studie ergab sich nur für die EPT eine signifikante Risikoreduktion.

 

HT nach Malignomerkrankung

Eine HT ist nach behandeltem Mammakarzinom kontraindiziert.

 

Prämature Menopause

Frauen mit einem vorzeitigen Einsetzen der Menopause. (< 40. Lebensjahr) stellen eine heterogene Gruppe dar. Die vorliegenden Studien untersuchten überwiegend Frauen, die ovarektomiert wurden. Es erscheint klinisch sinnvoll, bei Frauen mit prämaturer Menopause eine HT mindestens bis zum durchschnittlichen Menopausealter (ca. 50 Jahre) einzusetzen. Eine HT ist bei symptomatischen Frauen mit prämaturer Menopause zur Behandlung von Hitzewallungen und vaginaler Atrophie geeignet.

 

Alternative Therapien

Es gibt derzeit keinen Nachweis einer sicheren Effektivität pflanzlicher Therapien auf vasomotorische Beschwerden. Isoflavone (Soja, Rotklee) oder Cimicifuga racemosa (Traubensilberkerze) können bei leichten Hitzewallungen und Schweißausbrüchen in Erwägung gezogen werden, da in Einzelfällen eine Reduktion der klimakterischen Beschwerden möglich ist. Die Wirksamkeit kann individuell nicht vorausgesagt werden. Bei starken vasomotorischen Beschwerden ist ein ausreichender therapeutischer Effekt nicht zu erwarten. Isoflavonhaltige Nahrungsergänzungsmittel aus Soja und Rotklee oder eine phytoöstrogenreiche Ernährung vermindern Hitzewallungen nicht oder, wenn überhaupt, dann nur marginal. Mögliche Risiken alternativer Therapien können heute nicht ausreichend bewertet werden. Phytoöstrogene, andere pflanzliche und nichthormonale Therapien können nicht als Alternative zur HT empfohlen werden

 

Liste der verwendeten Abkürzungen

  • HT Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause
  • ET Östrogentherapie
  • EPT Östrogen-Gestagen-Therapie
  • VTE venöse Thromboembolien
  • CPA Cyproteronacetat
  • CMA Chlormadinonacetat
  • DNG Dienogest
  • DRSP Drospirenon
  • CEE konjugierte equine Östrogene
  • MPA Medroxyprogesteronacetat

Quelle:AWMF-Leitlinien-Register Nr. 015/062 Entwicklungsstufe: 3 + IDA

 

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Quelle:Pdf Frauenarzt 47/2006 (4)

 

PDF Link: Alternative zur Hormontherapie

PDF Link: Pflanzliche Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden

Quelle: Ökotest